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Des Kaisers Kolonien
Reichskanzler Otto von Bismarck war kein Kolonialenthusiast. Er wollte absolut keine Kolonien. Schon am Vorabend der Reichsgründung versuchte er sich gegen die immer stärker werdenden deutschen kolonialen Begeisterungen zu stemmen: "So lange ich Reichskanzler bin, treiben wir keine Kolonialpolitik. Wir haben eine Flotte, die nicht fahren kann und wir dürfen keine verwundbaren Punkte in fernen Erdteilen haben, die den Franzosen als Beute zufallen, sobald es losgeht." Nach der Berliner Afrika-Konferenz 1884/85 (Teilnehmer waren die USA, das Osmanische Reich, Österreich-Ungarn, Belgien, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Italien, Niederlande, Portugal, Russland, Spanien und Schweden-Norwegen) war inzwischen ein deutsches Kolonialreich entstanden. Bismarck selbst hatte die Aufteilung Afrikas unter den europäischen Mächten befeuert. Über die Gründe des Reichskanzlers für seinen Sinneswandel sind sich die Historiker heute noch nicht einig. Die Konferenz endete am 26. Februar 1885 mit der Unterzeichnung der Kongoakte. König Leopold II. zog den Hauptgewinn: Er erhielt den Kongo, der das rohstoffreichste Gebiet Afrikas war. Innerhalb weniger Jahre danach war Afrika südlich der Sahara aufgeteilt. 1895 waren neben Abessinien (Äthiopien) nur noch die Siedlungskolonien Liberia, Oranje-Freistaat und Transvaal unabhängig. Der grösste Teil der Sahara wurde Französisch, der Sudan nach der Niederschlagung des Mahdi-Aufstandes und der Beilegung der Faschodakrise britisch-ägyptisches Kondominium (Gemeinherrschaft). Die Burenstaaten wurden zwischen 1899 und 1902 im Burenkrieg von Großbritannien erobert. 1911 teilten sich Frankreich und Spanien Marokko auf. Libyen wurde 1912 von Italien erobert. Die offizielle Erklärung Ägyptens 1914 zum britischen Protektorat schloss die koloniale Aufteilung Afrikas ab. Schon vor der Berlin-Konferenz hatte im Auftrag des Bremer Tabakhändlers Adolf Lüderitz ein 22 Jahre alter Kaufmannsgehilfe (Heinrich Vogelsang) am 1. Mai 1883 die Bucht von Angra Pequena (heute Lüderitzbucht) und fünf Meilen Hinterland vom Volk der Nama in Bethanien erworben. Der mit Kaptein Joseph Frederiks ausgehandelte Kaufpreis betrug 100 britische Pfund und 200 alte Gewehre. Im September 1883 reiste Lüderitz an Bord eines Dreimasters nach Südwestafrika um seinen neuen Landbesitz zu besichtigen. Am 24. April 1884 erklärte Reichskanzler Bismarck, dass „Lüderitzland“ unter dem Schutz des Deutschen Reiches stehe. Das deutsche Kolonialreich umfasste mittlerweile Teile der heutigen Staaten Burundi, Ruanda, Tansania, Namibia, Kamerun, Gabun, Republik Kongo, Zentralafrikanische Republik, Tschad, Nigeria, Togo, Ghana, Neuguinea, und mehrere Inseln im Westpazifik und Mikronesien. 1895 kamen noch die sogenannten „Konzessionsgebiete“ Hankou und Tientsin hinzu. 1898 wurde Kiautschou von China an das Deutsche Kaiserreich verpachtet. Im Frühjahr und Sommer 1900 kam es jedoch zu Attacken der Boxerbewegung gegen Ausländer und chinesische Christen, der in einem Krieg zwischen China und den Vereinigten acht Staaten (bestehend aus dem Deutschen Reich, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Österreich-Ungarn, Russland und den USA) führte. Die Chinesen erlitten eine Niederlage und es kam zum Abschluss des sogenannten „Boxerprotokolls“ im September 1901. Als am 20. Juni 1900 der deutsche Gesandte Clemens Freiherr von Ketteler (1854-1900) ermordet wurde, entschieden sich die Kolonialmächte, auf Initiative von Kaiser Wilhelm II., einzugreifen. 20 000 Mann einer internationalen Eingreiftruppe, zusammengesetzt aus Deutschen, Briten, Amerikanern, Russen, Japanern, Franzosen, Italienern und Österreichern kamen im August 1900 den seit zwei Monaten Belagerten zu Hilfe. keine |
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